Blu-ray Review
OT: –
Wiesoweshalbwarum
„Maja, erzähle uns von dir“
Inhalt
Die Biene Maja ist schon vor ihrem eigentlichen Schlüpfen aus der Wabe ein bisschen anders als die anderen. Maja träumt gerne mal und macht sich eine Menge Gedanken, während ihre Schwestern vornehmlich Honig sammeln. Ihre Patronin Fräulein Kassandra nervt sie mit naseweisen Fragen und treibt sie damit schon mal an den Rand des Wahnsinns. Die nennt sie dann schon mal „schreckliches Kind“, weil sie mal wieder zu viel vom Honig genascht hat. Gemeinsam mit ihrem etwas naiven Freund Willi und dem entspannten Grashüpfer Flip erlebt sie bald die tollsten Abenteuer unter freiem Himmel. Oft nicht ganz ohne Gefahr, wenn sie mal wieder nicht das tut, was Bienen einfach tun, sondern etwas arglos Dinge anstellt. So trifft Maja auf einen dominanten Hummelgeneral und gemeinsam mit Willi strömt sie in einer Limonadenflasche im Fluss umher. Als Willi von einem Ameisenvolk entführt wird, werden die Ereignisse dramatisch …
Es gibt da diese Serien aus der Kindheit, die einem derartig ins Gedächtnis gebrannt sind, dass ein Wiedersehen nach Jahren oder Jahrzehnten permanente Déjà-vus liefert. Im Falle der Biene Maja beginnt das schon bei der vermutlich berühmtesten Kinderserien-Titelmelodie des deutschen Fernsehens überhaupt. Wenn Karel Gotts Stimme mit „In einem unbekannten Land …“ ertönt, weiß man einfach, welche schwarz-gelbe Animationsfigur da gleich auf dem Bildschirm erscheint. Ich gebe zu, obwohl Geburtsjahr 1975 und damit primäre Zielgruppe, dass mich die Kinderprogramm-Wiederholungen der Biene Maja schon als Kind nicht gepackt haben Zumindest was die beiden Hauptfiguren Maja und Willi angeht, war ich frühzeitig genervt von deren vorlautem, bzw. nöligem Charakter. Anders bei den Nebenfiguren: Flip war der Inbegriff eines Tier-Hippies und wegen seinem relaxt-faulem Wesen total cool. Auch Thekla hatte etwas für sich und die Stubenfliege Puck konnte sogar mich amüsieren. Leider tauchen beide in dieser Zusammenfassung noch nicht auf. Die Biene Maja entstand in Kooperation mit dem ZDF und dem japanischen Animationsstudio Zuiyo Enterprise. Auf Basis der Geschichtenvon Waldemar Bonsels entstanden ab 1977 insgesamt 104 Folgen der Biene Maja. Eigens für die TV-Adaption fügte man übrigens Flip und Willi hinzu, die in den Büchern nicht existieren. In Die Biene Maja – ihre schönsten Abenteuer hat man 1998 Inhalte aus der ersten Staffel (nicht, wie oft zu lesen ist, der ersten zehn Episoden) der Serie zu einem Film zusammengefasst und ins Kino gebracht.
Diese Kompilation liegt nun erstmals auf DVD und Blu-ray vor. Der Zuschauer darf also noch mal miterleben, wie Maja aus der Wabe schlüpft, ihren späteren Freund Willi kennenlernt und über Flip stolpert, der zum Beschützer der beiden Bienen wird. Dabei stehen natürlich nicht nur die Abenteuer im Fokus. Immer wieder gibt’s häppchenweise Informationsvermittlung über Leben und Streben der Insekten. Außerdem werden allgemeingültige Themen über Kindheit und das Zusammenspiel mit Erwachsenen angeschnitten. Dies allerdings in einer doch eher konservativen Form. Da Maja dauerhaft als aufmüpfige Biene charakterisiert wird, gibt’s von den verantwortlichen Bienen-Lehrerinnen arg einfältige Belehrungen mit dem Tenor „Das kommt davon/Du wolltest ja nicht hören“. Aber weil das alles eine charmante Kindheitserinnerung ist, darf man als Erwachsener auch schon mal retrospektiv ein Auge zudrücken, wenn sich die frisch schlüpfenden Bienen im Chor anhören, als hätte man eine Schar alberner David-Hamilton-Mädels in Bilitis vertont. Auch über die typische Animationseigenart japanischer Zeichnungen dieser Zeit, die auch Heidi ausmachte (aufgerissener Mund, erstaunte und große Augen), darf man hinwegsehen. Charmanter und nostalgischer als der digital kreierte 3D-Animations-Kinofilm von 2014 ist das Original allemal. Aus heutiger Sicht spannend sind die Synchronsprecher von Biene Maja. Scarlet Cavadenti, die ältere Schwester von Manou Lubowski, hat später auch Heidi eingesprochen und ist TKKG-Fans als Gaby ein Begriff. Eberhard Storeck, Willis Stimme, sprach bei der „Muppet Show“ mit dem dänischen Koch, Beaker und Robin gleich mehrere Rollen und Manfred Lichtenfeld (Flip) tat es ihm gleich: In Jim Hensons verrückter Puppenshow gab er den nörgelnden Logen-Zuschauer Statler.
Bild- und Tonqualität
Da die Originalfolgen von 1977/78 sind, darf man vom Bild der Blu-ray von Die Biene Maja sicherlich keine Wunder erwarten. Immerhin ist es weitgehend frei von Schmutz oder Störpartikeln. Die Schärfe bleibt dauerhaft unterdurchschnittlich und Farben dürften kräftiger sein. Die Bildruhe geht in Ordnung – ab und an wackelt es mal und die Bildhelligkeit schwankt/pumpt.
Der Ton der Blu-ray ist maximal zweckdienlich. Stimmen sind zwar gut verständlich, kreischen aber durchaus unangenehm. GeradeScarlet Cavadentials Maja stresst die Gehörgänge schon mal. Angenehmer istLichtenfeld in der Rolle des Flip. Die Titelmelodie von Karel Gott hätte ein wenig mit Druck vertragen können – alles in allem geht das aber in Ordnung.
Bonusmaterial
Bonusmaterial findet sich auf der Blu-ray von Die Biene Maja – Ihre schönsten Abenteuer keins.
Fazit
Die Biene Maja – Ihr schönsten Abenteuer ist der ideale Einstieg in den Kosmos der neugierigen Honigbiene. Technisch ist die Blu-ray zwar nichts für Freaks von mustergültigem Bild oder sattem Sound, aber das dürfte die Zielgruppe des Films kaum stören.
Timo Wolters
Bewertung
Bildqualität: 45%
Tonqualität (dt. Fassung): 45%
Bonusmaterial: 0%
Film: 70%
Anbieter: Universum Film
Land/Jahr: Japan/Österreich 1977
Regie: Hiroshi Saito
Sprecher: Scarlet Cavadenti, Eberhard Storeck, Manfred Lichtenfeld, Tilli Breidenbach
Tonformate: dts HD-Master 2.0: de
Bildformat: 4:3
Laufzeit: 79
Codec: AVC
FSK: 0